100. Jahrestag der Schlacht am Waterberg
  P R E S S E M I T T E I L U N G
11. August 2004


Zum 100. Jahrestag der Schlacht am Waterberg vom 11./12. August 1904
Grüne mahnen Straßenumbenennungen im Kolonialviertel an


Vor 1 1/4 Jahren hat die Stadtratsfraktion Die Grünen - rosa Liste die Überprüfung von 29 Straßen im sogenannten "Kolonialviertel" in München Trudering gefordert, um zu einem angemessenen Umgang mit diesem kolonialen Erbe zu kommen. Aufgrund dieses Antrages (>>>hier) beschloss der Stadtrat im Sommer 2003, das Stadtarchiv mit einem Gutachten über die im Antrag genannten 29 Straßenbezeichnungen zu beauftragen. Diese Überprüfung ist nach der Grünen Stadtratsfraktion vorliegenden Informationen weitgehend abgeschlossen.

Siegfried Benker, Fraktionsvorsitzender: "Einige Bezeichnungen - zumeist Ortsnamen - sind vermutlich auch aus heutiger Sicht unproblematisch. Bei einer Reihe von Straßennamen ist sicher denkbar, dass erläuternde Tafeln am Straßenschild die Bezeichnung für Passanten und Anwohner reflektieren. Bei einem - kleinen - Teil der Straßen allerdings ist nach unserer Ansicht eine Straßenumbenennung unumgänglich und längst überfällig. Hierunter fällt mit Sicherheit die von-Trotha-Straße, aber auch die Hans-Dominik Straße oder die Gravenreuth-Straße."

Nach Auskunft des Kommunalreferates ist damit zu rechnen, dass sich der Ältestenrat am 1. Oktober 2004 erstmals konkret mit der Frage der Straßenumbenennungen befassen kann. Die Grüne Stadtratsfraktion wird sich im Ältestenrat für Straßenumbenennungen einsetzen, wenn durch Straßenbenennung geehrten Personen Verbrechen nachgewiesen werden können.

Um die Hintergründe zweier Straßenbenennungen zu verdeutlichen weisen die Grünen auf zwei Jahrestage hin, die sich exakt jetzt und am 2. Oktober 2004 zum hundertsten Mal jähren:

Am 11./12. August 1904 fand die "Schlacht am Waterberg" statt. Die damals von den deutschen Schutztruppen eingekesselten aufständischen Herero waren chancenlos gegen die militärische Übermacht Ca. 25.000 Herero flüchteten mit allem, was sie hatten, in die wasserlose Omaheke. Dort wurden sie Auf Befehl von Lothar von Trotha, dem Befehlshaber der deutschen Schutztruppen, wurden sie nicht mehr aus dieser Wüste herausgelassen. Am 2. Oktober 1904 erließ von Trotha seinen in die Kolonialgeschichte eingegangen "Vernichtungsbefehl", in dem es unter anderem heißt: "Innerhalb der deutschen Grenzen (d. h. Deutsch- Südwest-Afrika) wird jeder Herero mit und ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen, ich nehme keine Weiber oder Kinder mehr auf, treibe sie zu ihrem Volk zurück, oder lasse auf sie schießen."

Als Ergebnis der Absperrung der Wüste kamen ca. 20.000 Herero in der Omaheke um. Im November 1904 kommentierte von Trotha seine Vorgehensweise folgendermaßen: "Die aufständischen Stämme werden mit Strömen von Blut untergehen, ein Krieg in Afrika lässt sich nun mal nicht nach den Gesetzen der Genfer Konvention führen."

Siegfried Benker, Fraktionsvorsitzender: "Wer die Kolonialgeschichte kennt und beispielsweise an der Kreuzung Waterbergstraße/von-Trotha-Straße steht, kann nicht anders als für eine Straßenumbenennung zu plädieren. Es wäre ein wichtiges Signal des Ältestenrates, wenn er am 1. Oktober, dem Vorabend des 100. Jahrestages des Vernichtungsbefehls von Trothas, für die Umbenennung der Straßen stimmen würde, die für Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit stehen."

Spiegel Artikel zum Thema >>>hier

Siegfried Benker | siegfried.benker@muenchen.de