Deutsche Kolonialgeschichte und Straßennamen in München
  Über eine Reihe von Straßenbezeichnungen konnte nicht mehr in Erfahrung gebracht werden als in der offiziellen Liste angegeben. Diese finden sich dann hier nicht mehr wieder. Schwerpunkt bilden die nach Personen benannten Straßen.

I. Deutsch-Südwestafrika
II. Deutsch-Ostafrika
III. Kamerun
IV. Togo, China, Samoa und Neuguinea

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I. Deutsch-Südwest-Afrika


Lothar von Trotha und der Völkermord an den Herero
(von Trotha-Straße)

"Die aufständischen Stämme werden mit Strömen von Blut untergehen, ein Krieg in Afrika läßt sich nun mal nicht nach den Gesetzen der "Genfer Konvention" führen."
Lothar von Trotha, November 1904

Biografischer Abriß: 1865 Eintritt in die preußische Armee. 1877 Hauptmann. Nach Verwendung als Bataillonskommandeur, seit 1893 Oberstleutnant, war er 1894 - 1897 Vizegouverneur von Deutsch-Ostafrika und von 1896 -1897 Kommandeur der Schutztruppe. Im Feldzug gegen China wurde er 1900 Generalmajor und Kommandeur der 1. Ostasiatischen Infanteriebrigade. Seit 1903 war er als Generalleutnant Kommandeur der 16. Division in Trier. Im Mai 1904 ging er als Kommandeur des Expeditionskorps bzw. der Schutztruppe nach Deutsch-Südwestafrika, im November wurde er auch Gouverneur. Bis Oktober 1904 führte er die Niederwerfung der Herero zu Ende, November 1904 bis Februar 1905 leitete er den Feldzug gegen die Hottentotten. Weitere Kämpfe gegen Aufständische bis Ende 1905. Danach Abberufung. 1906 nahm er seinen Abschied.
Bereits im Rahmen seiner Tätigkeit als Kommandeur der Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika wurden von Trotha brutale Methoden bei der Niederschlagung des Wahehe-Aufstandes in den Jahren 1896 und 1897 vorgeworfen. Über sein Verhalten während der brutalen Niederschlagung des Boxeraufstandes in China (Taku-Fort-Straße und Tsingtauer Straße) ist nichts bekannt.
Die Niederschlagung des Herero-Aufstandes 1904 sind dafür um so besser dokumentiert und belegbar. Deutsch-Südwestafrika war - im Gegensatz zu den anderen deutschen Kolonien - von relativ vielen deutschen Siedlern bewohnt, was wiederum eine große Zahl an Schutztruppen vor Ort erforderte. Deswegen sind über den Krieg gegen die Herero und andere Stämme viele Augenzeugenschilderungen, Kriegstagebücher und offizielle militärhistorische Akten vorhanden.
Nachdem sich die Herero am 12. Januar 1904 erhoben hatten, versuchte der damalige Gouverneur und Kommandeur der Schutztruppe, Theodor Leutwein (Leutweinstraße) den Krieg so zu führen, dass die spätere wirtschaftliche Ausbeutung des Landes unter Zuhilfenahme der Herero nicht gefährdet wurde. Aus diesem Grund verfolgte er die Strategie, die Herero in eine ausweglose Lage zu bringen, danach aber im Rahmen eines Friedensvertrages zumindest ein weiteres Zusammenleben zu ermöglichen. Diese Strategie war den Verantwortlichen im Berliner Generalstab zu langwierig, so daß von Leutwein im Mai 1904 abgelöst und als Nachfolger Generalleutnant von Trotha nach Deutsch-Südwestafrika geschickt wurde. Von Trotha erreichte Swakopmund am 11. Juni 1904. Im Rahmen einer Unterredung mit von Trotha Leutwein ihn dazu zu bewegen "die Belange der Kolonie und der Eingeborenen in der Kriegführung zu berücksichtigen und den Feldzug so durchzuführen, daß das Volk der Herero als solches erhalten bleibe." Von Trotha machte aber deutlich: "Die Würfel sind gegen die Herero gefallen."

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Waterberg - Beginn eines Völkermordes

Die unter Gouverneur Leutwein bereits in Richtung Waterberg (Waterbergstraße) getriebenen Herero wurden nun unter dem Kommando von Trothas eingeschlossen. Zum Waterberg hatte sich das gesamte Volk der Herero, alle Männer, Frauen und Kinder mit all ihren Habseligkeiten sowie ihrem gesamten Vieh (dem wichtigsten Besitz der Herero) zurückgezogen.
Die Zahl der dort Eingeschlossenen ist nur schwer zu schätzen, muß aber mit ca. 30.000 - 40.000 Menschen angegeben werden. Am 11./12 August 1904 kam es nach einem wochenlangen Kesseltreiben zur Entscheidungsschlacht am Waterberg. Die Schlacht fand inmitten der notdürftig errichteten Dörfer und Verteidigungslinien der Herero statt. Die Herero konnten den technisch weit überlegenen Deutschen Truppen nur einen Tag Widerstand leisten. In einer Massenflucht brach das Volk der Herero an der schwächsten Stelle der Umzingelung durch die deutschen Linien und floh in die wasserlose Wüste der Omaheke. Die Zahl der aus der Umzingelung Entkommenen wird von Historikern mit 25.000 bis 30.000 angegeben.


Verdurstenlassen als Strategie
"Aus den Einlassungen der Kriegshistorischen Abteilung des Großen Generalstabes kann gefolgert werden, daß von Trotha sich zwar die Abdrängung der Herero in das Sandfeld nicht als operatives Ziel gesetzt hatte, daß ihm aber im Grunde ein solcher Verlauf seines Unternehmens mit anschließendem Untergang des Gegners durch Verdursten in der Omaheke als Alternativergebnis genauso gut in sein Konzept paßte. Sein Kriegsziel konnte er dann eben durch eine physische statt militärische Vernichtung des Gegners erreichen."
(Walter Nuhn, Sturm über Südwest, S. 229)



Zunächst versuchten die fliehenden Herero die wasserlose Omaheke zu umgehen. Dieser Plan wurde von von Trotha aber verhindert: "Am 16. August gibt General von Trotha weitere Anweisungen für die Verfolgung heraus. Danach soll Oberst Deimling mit seiner Truppe, in einem weiten Bogen nach Südwesten vorstoßend, sich den nach Südosten und Süden fliehenden Teilen der Herero vorlegen und sie in die Omaheke abdrängen... Weitere Abteilungen sollen den Feind von Norden und Westen her gegen die Omaheke abdrängen." (Nuhn, S. 268). An diesen Verfolgungsmaßnahmen nimmt auch Hauptmann Friedrich von Erckert (Von-Erckert-Straße) mit seiner Kompanie teil.
Eine Zeitlang verfolgten Deutsche Schutztruppler die Fliehenden in die wasserlose Omaheke. Bereits im Rahmen dieser Verfolgungsjagden spielten sich furchtbare Szenen ab. Aus dem Tagebuch des Schutztrupplers Michaelsen über seine Verfolgungsaktion: "Nach einer Weile kamen uns drei Kühe entgegen,...einem Tier war mit einem Messerschnitt die Seite aufgeschnitten, wohl um das hervorquellende Blut zu trinken. Wir ritten eine Weile weiter, da lag eine Ziege am Weg und neben ihr ein Knabe mit mageren, merkwürdig langen Gliedern, als hätten sie sich im Sterben gereckt... (Etwas weiter)...sah ich zwischen Büschen und unter Büschen Schulter dicht an Schulter, Menschen sitzen in Klumpen ganz unbeweglich...als wenn sie schliefen, trocken atmend."
Noch wäre eine Chance gewesen, zumindest einem Teil des in die Omaheke geflohenen Volkes die Rückkehr zu ermöglichen. Einige Schutztruppler, die das Sterben der Herero nicht mehr mit ansehen konnten, vor allem aber die Rheinische Mission, versuchten von Trotha dazu zu bewegen, seine Strategie des Verdurstenlassens in der Omaheke zu beenden. Er aber bestand darauf die Herero müßten - auch aus Gründen der Abschreckung gegenüber anderen Stämmen - "mit Stumpf und Stiel ausgebrannt werden."

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Der Vernichtungsbefehl vom 2. 10. 1904

Von Trotha verkündete am 2. Oktober 1904 persönlich vor den Offizieren der Schutztruppe folgenden als "Vernichtungsbefehl" in die Kolonialgeschichte eingegangen Erlass:
"Osombe-Windimbe, 2. Oktober 1904. Ich, der große General der deutschen Soldaten sende diesen Brief an das Volk der Herero: Die Herero sind nicht mehr deutsche Untertanen. Sie haben gemordet, gestohlen, haben verwundeten Soldaten Ohren und Nasen und andere Körperteile abgeschnitten, und wollen jetzt aus Feigheit nicht mehr kämpfen. Ich sage dem Volk: Jeder, der einen der Kapitäne an einer meiner Stationen als Gefangenen abliefert, erhält 1000 Mark, wer Samuel Maharero bringt erhält 5000 Mark. Das Volk der Herero muß jedoch das Land verlassen. Wenn das Volk dies nicht tut, so werde ich es mit dem Groot-Rohr (Geschütze) dazu zwingen. Innerhalb der deutschen Grenzen wird jeder Herero mit und ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen, ich nehme keine Weiber oder Kinder mehr auf, treibe sie zu ihrem Volk zurück, oder lasse auf sie schießen. Dies sind meine Worte an das Volk der Herero. Der große General des mächtigen Kaisers, von Trotha."
Von Trotha ließ diese Proklamation in die Hererosprache übersetzen, vervielfältigen und gefangenen Herero mitgegeben, die in die Wüste zurückgejagt wurden. Ein Exemplar schickte von Trotha an den Chef des Generalstabes, General von Schlieffen und legte "erläuternden Bericht" bei. In diesem schreibt er:
"Da ich mit den Leuten weder paktieren kann noch ohne ausdrückliche Weisung Seiner Majestät des Kaisers und Königs will, so ist eine gewisse rigorose Behandlung aller Teile der Nation (der Herero) unbedingt notwendig, eine Behandlung, die ich zunächst auf meine eigene Verantwortung übernommen und durchgeführt habe, von der ich auch, solange ich das Kommando habe, ohne direkte Weisung nicht abgehe. Meine genaue Kenntnis so vieler zentralafrikanischer Stämme, Bantu und anderer, hat mir überall die überzeugende Notwendigkeit vorgeführt, daß sich der Neger keinem Vertrag, sondern nur der rohen Gewalt beugt. Ich habe gestern, vor meinem Abmarsch, die in den letzten Tagen ergriffenen Orlogleute, kriegsgerichtlich verurteilt, aufhängen lassen, und habe alle zugelaufenen Weiber und Kinder wieder in das Sandfeld....zurückgejagt. Andererseits ist die Aufnahme der Weiber und Kinder, die beide zum größten Teil krank sind, eine eminenten Gefahr für die Truppe, sie jedoch zu verpflegen eine Unmöglichkeit. Deshalb halte ich es für richtiger, daß die Nation in sich untergeht, und nicht noch unsere Soldaten infiziert und an Wasser und Nahrungsmitteln beeinträchtigt. Außerdem würde irgendeine Milde von meiner Seite von seiten der Herero nur als Schwäche aufgefaßt werden. Sie müssen jetzt im Sandfeld untergehen oder über die Betschuanagrenze zu gehen trachten. Dieser Aufstand ist und bleibt der Anfang eines Rassenkampfes, den ich schon 1897 in meinem Bericht an den Reichskanzler für Ostafrika vorausgesagt habe."
Theodor Leutwein, der sich noch in Deutsch-Südwestafrika befand, versuchte durch eine Intervention über das Auswärtige Amt in Berlin eine Rücknahme der Proklamation von-Trothas zu erreichen. Die Militärbehörden in Berlin stellten sich aber hinter von Trotha. (General von Schlieffen: "Daß er die ganze Nation vernichten oder aus dem Land treiben will, darin kann man ihm beistimmen...Der entbrannte Rassenkampf ist nur durch die Vernichtung einer Partei abzuschließen.") Daraufhin verließ Leutwein am 1. Dezember 1904 das Schutzgebiet und kehrte nach Europa zurück.
Nach der Proklamation vom 2. Oktober 1904 wurde ab dem dritten Oktober die Omaheke systematisch und vollständig abgesperrt. Sämtliche Wasserstellen am Rand der Omaheke wurden besetzt um den Herero jegliche Hoffnung zu nehmen noch aus der Omaheke entkommen zu können. Die Absperrung wurde bis zum März des Jahres 1905 aufrechterhalten, so dass ein großer Teil der geflohenen Herero - die Schätzungen liegen zwischen 20.000 und 25.000 Menschen - in der Wüste unter furchtbaren Qualen verdurstete.
Anfang März des Jahres 1905 wurden einzelne Patrouillen in die Omaheke entsandt. Aus einem Militärbericht von damals: "Der Patrouillenführer fand einen ausgetretenen Fußpfad, der offenbar den Weg bezeichnete, den große Scharen flüchtender Herero im August und September vorigen Jahres genommen hatten. Tausende gefallenen Viehs, namentlich Großvieh, zahlreiche Gerippe von Menschen und Pferden bleichten an der Sonne und bezeichneten mit entsetzlicher Deutlichkeit, daß der Zug des Todes diesen Weg gegangen war....An vielen Stellen hatten die mit dem Dursttode Ringenden mit fiebernder Hand 15- 20 Meter tiefe Löcher aufgewühlt, um Wasser zu graben- vergeblich! Hilflos verfielen Mensch und Tier den entsetzlichen Qualen des Durstes."

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Die kritische Öffentlichkeit in Deutschland

Die Reaktionen auf die Proklamation von Trothas, vor allem im Deutschen Reich, konnten erreichen, daß von Trotha seinen Kurs ändern mußte. August Bebel prangerte das Vorgehen im Reichstag an: "Einen derartigen Krieg wie Herr von Trotha kann jeder Metzgerknecht führen." Der Druck der Öffentlichkeit, insbesondere der evangelischen Missionskirchen, führte zu einer Änderung der Politik. Am 12. Dezember 1904 mußte von Trotha auf ausdrücklichen Befehl des Generalstabes aus Berlin seine Proklamation zurücknehmen.

Vernichtung durch Arbeit

Damit war der Leidensweg der Herero aber keineswegs zu Ende. Ursprünglich wurde zugesagt, dass sich ergebende Herero in Reservaten leben könnten. Dies wurde aber zurückgenommen. Von Trotha schlug vielmehr vor, die Herero zur Arbeit zu verwenden und sie hierfür in Konzentrationslager zu sperren. Reichkanzler von Bülow unterstützte dieses Vorgehen mit einem Telegramm vom 11. Dezember 1904 ausdrücklich. Die Folge war, daß sich die Herero nur sehr zögerlich ergaben. Wenn sich die Halbverhungerten und-verdurstenden stellten, wurden sie in unwirtlichen Konzentrationslagern zusammengepfercht. Diese wurden errichtet in Windhuk (Windhukstraße), Karibib, Omaruru, Swakopmund (Swakopmunder Straße) und Lüderitzbucht (Lüderitzstraße). (Auch wenn die Gefangenenlager als Konzentrationslager bezeichnet wurden und Tausende von Herero in diesen Lagern starben, sollte man die Lager nicht mit den Konzentrationslagern des Nationalsozialismus gleichsetzen)
Allein auf dem Weg in die Konzentrationslager starben knapp ein Drittel der erschöpften Gefangenen. Die Gefangenen mußten schwerste Arbeiten verrichten. Im Lager Swakopmund starben von 2000 Gefangenen innerhalb von sechs Monaten knapp 800 - darunter viele Frauen und Kinder. Von den ca. 60.000 Herero zu Beginn des Aufstandes überlebten ca. 21.000.
Die Situation der überlebenden Herero besserte sich erst, als Ende 1905 Dr. Friedrich von Lindequist als Gouverneur des Schutzgebietes Deutsch-Südwest eingesetzt wurde, der den Posten nur unter der Bedingung annahm, daß von Trotha als Truppenbefehlshaber abgelöst würde. Dies geschah. Von Trotha verließ daraufhin am 18. November 1905 Deutsch-Südwest-Afrika.
Im Winter 1904/05 erhoben sich in Deutsch-Südwestafrika die Namas, hier insbesondere die Witbois. (von den Deutschen Hottentotten genannt). Vom 2.- 4. Januar 1905 kam es bei Groß-Nabas (Groß-Nabas-Straße) zur entscheidenden Schlacht, die die Deutschen Kolonialtruppen dank ihrer überlegenen Ausrüstung für sich entscheiden konnten. An dieser Schlacht nahm auch wieder Hauptmann Friedrich von Erckert (Von-Erckert-Straße) teil, erster Kamelreiterführer der deutschen Schutztruppen in Südafrika. Von Erckert fiel am 16. 3. 1908 in Südwestafrika. Bekannt wurde von Erckert durch die Veröffentlichung seines Tagebuches, das vor allem von den Nationalsozialisten geschätzt wurde, da darin bereits die These vom "Volk ohne Raum" auftaucht.

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Theodor Leutwein (1849- 1921) - der "gute" Kolonialherr?
(Leutweinstraße)

Theodor Leutwein war seit 1894 Landeshauptmann, später Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika. Dies blieb er bis zu seiner Abberufung während des Herero-Aufstandes 1904. Wie oben bereits ausgeführt war Leutwein der Gegenspieler von Trothas. Während Leutweins Politik das Ziel verfolgte, die Ausbeutung Deutsch-Südwestafrikas für die Industrie und die Banken zu sichern, indem die "Eingeborenen" in einem deutschen Kolonialsystem überlebten und einen festen Platz bekamen, wollte von Trotha durch seine Kriegsführung sicherstellen, daß es nicht mehr zu Auseinandersetzungen mit den Herero kommen würde. Von Trotha schwebte viel mehr vor, durch die Vernichtung der Herero dauerhaft Siedlungsraum für Deutsche Zuwanderer zu schaffen. Es handelt sich um zwei völlig unterschiedliche Ansätze zur Ausbeutung einer Kolonie. Leutwein konnte sich nicht durchsetzen und wurde seiner Ämter enthoben. Von Trotha konnte sich- auch wegen des Rückhaltes den dieser im Deutschen Generalstab bei General von Schlieffen hatte zunächst durchsetzen.
Theodor Leutwein ist also sicherlich anders zu bewerten als von Trotha. Allerdings nicht nur aus Gründen der Menschlichkeit, sondern weil er eine andere Vorstellung für die Umsetzung der wirtschaftliche Ausbeutung Deutsch-Südwestafrikas hatte. Es sollte auch nicht vergessen werden, daß Leutwein Befehlshaber der Deutschen Schutztruppe war bis von Trotha hierfür eingesetzt wurde. In dieser Funktion hat er in den Jahren vor 1904 eine Reihe von "Bestrafungsfeldzügen" und "Befriedungsaktionen" durchgeführt. Hierüber ist wenig bekannt. In diesem Zusammenhang sollte auch erwähnt werden, daß der wichtigste Biograf Theodor Leutweins dessen Sohn Paul Leutwein ist, der offensichtlich um eine positive Geschichtsschreibung für seinen Vater bemüht war.
Trotz der Funktion als Kolonialherr, war es für die Einheimischen von Deutsch-Südwestafrika dennoch ein entscheidender Unterschied, ob Leutwein oder von Trotha die Strategie gegen die Aufständischen bestimmte. Es kann angenommen werden, daß Leutwein die Vernichtungsstrategie gegen die Herero nicht umgesetzt hätte.
Dennoch halte ich es persönlich eher mit Jean Paul Sartre, der 1948 schrieb: "Es ist nicht war, daß es gute Kolonialherren gäbe und andere, die böse sind - es gibt Kolonialherren, das ist alles."


Siegfried Benker | siegfried.benker@muenchen.de